Is Gaming Bad? — Warum Kinder und Jugendliche von Videospielen profitieren können

Welche Games spielen Kinder und Jugendliche?
Laut mehreren Studien verbringen Kinder von 6 bis 13 Jahren ihre Freizeit gerne mit Fifa, Die Sims, Minecraft und Pokémon. Ballerspiele sind das sicher nicht. Bei den 12- bis 18-Jährigen kommt man hingegen um Fortnite nicht herum. Also doch ein Ego-Shooter! Nein. Bei Fortnite „Rette die Welt“ handelt es sich um ein Koop-Survival-Spiel, das durch seine ansprechende Cartoon-Ästhetik und eigene Tänze besticht. Dieses ist für Spieler ab 12 Jahren freigegeben.
Daneben gibt es den Modus Fortnite: Battle Royale — eine eigenständige Auskopplung von Fortnite, die kostenlos zum Download angeboten wird und für Spieler ab 16 Jahren freigegeben ist. Hier landen 100 Gamer mit Hilfe von Fallschirmen auf einer Insel und kämpfen so lange, bis nur noch ein Spieler übrig bleibt. Gewaltverherrlichend ist diese Auskopplung aber auch nicht. Schließlich zeigen verletzte Spieler in Fortnite: Battle Royale weder Leid noch ‚sterben‘ sie, sondern verschwinden durch eine blaue Lichtwolke.
Experten wie der Psychologe Leonard Sax sind dennoch der Meinung, dass jedes Videospiel, in dem andere Spieler virtuell getötet werden, für Gewalt desensibilisiert. Andere Wissenschaftler wie Simone Kühn haben in ihren Forschungen hingegen festgestellt, dass sich der „oft angeführte negative Einfluss von Gewalt-Videospielen auf das Verhalten der Spieler“ nicht wissenschaftlich nachweisen lässt. Was Fortnite „Rette die Welt“ und Fortnite: Battel Royale betrifft, beziehen Torben Kohring, Leiter der Fachstelle Jugendmedienkultur in Nordrhein-Westfalen, und viele weitere Experten klar Haltung: Für sie ist das Game und seine Auskopplung absolut unbedenklich. Solange die weltweiten Spielfreigaben des Videospiels berücksichtigt werden.
Wie wirkt sich Gaming auf Kinder und Jugendliche aus?
Forscher des Max-Planck-Instituts in Berlin haben in einer Studie Erstaunliches herausgefunden: Videospiele wirken sich positiv auf das Gehirn der Spielerinnen und Spieler aus. Genauer gesagt führt das sogenannte ‚Zocken‘ zu einer Vergrößerung der grauen Substanz bestimmter Gehirnbereiche. Und welche sind das? Die Vergrößerung umfasste den präfrontalen Kortex, den rechten Hippokampus und Teile des Kleinhirns.
Genau jene Areale im Gehirn, die für räumliche Orientierung, Gedächtnisbildung, strategisches Denken und für die Feinmotorik der Hände verantwortlich sind. Besonders interessant: Diese Vergrößerung der Areale ist umso ausgeprägter, je mehr Spaß die Testpersonen beim Spielen hatten. Aber auch auf die Kreativität der Kinder wirken sich Videospiele positiv aus: Forscher der Michigan State University haben festgestellt, dass Kinder, die Videospiele spielen, tendenziell kreativer sind als Kinder, die nicht mit Games in Berührung kommen.
Kurzum: Gaming hat durchaus positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Was lernen Kinder und Jugendliche von Videospielen?
Nach Expertenmeinung wirken sich Videospiele also positiv auf das räumliche Denken und die Kreativität von Kindern und Jugendlichen aus. Games können ihre Spielerinnen und Spielern aber noch viel mehr lehren:
1. Verbessert die Lesefähigkeit
Nicht jedes Kind ist eine Leseratte und vergräbt sich gerne in Bücher. Videospiele sind besonders für bücherscheue Kinder ein guter Weg, um ihre Lesefähigkeit zu verbessern. Viele Spiele funktionieren nicht ohne dass die Spielerin oder der Spieler etwas liest. Schließlich kann oft nur so der Geschichte gefolgt oder eine Aufgabe gelöst werden. Eltern, die selbst in ihrer Kindheit Monkey Island gespielt haben, wissen, wie leseintensiv ein Computerspiel sein kann.
2. Erweitert die Fremdsprachenkenntnisse
Besonders englischsprachige Videospiele und solche, die mit Untertitel ausgestattet sind, helfen den Gamern dabei, die eigenen Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Schließlich wird so einerseits der Wortschatz der Spielerinnen und Spieler vergrößert und andererseits das Verständnis für die Grammatik der Fremdsprache geschärft.
3. Trainiert Problemerkennung und Problemlösung
Videospiele stellen ihre Spielerinnen und Spieler vor Herausforderungen: Probleme müssen richtig erkannt, Rätsel gelöst, Strategien erdacht und Hindernisse überwunden werden. Nur so erfüllt man seine Mission oder steigt ins nächste Level auf. Problemerkennung und Problemlösung müssen in der Kindheit erlernt werden, um sie später wie selbstverständlich anzuwenden. Besonders Strategiespiele können diesen Lernprozess des Kindes positiv unterstützen.
4. Befriedigt den Wettbewerbsdrang
Kinder stehen gerne in Konkurrenz zueinander: sei es beim Fußballspielen, bei Mathematik-Olympiade oder bei Musik-Wettbewerben. Das gegenseitige Konkurrieren kann aber bei temperamentvollen Kindern zu Wutausbrüchen oder Tränen führen. Deshalb wird bei Wettbewerben manchmal nur die Teilnahme des Kindes mit einer Mitmach-Medaille belohnt. Als Erwachsener muss man jedoch gelernt haben, dass Scheitern und Verlieren zum Leben dazugehört. Und das können Videospiele Kindern besonders gut beibringen. Schließlich schafft man nicht jedes Level auf Anhieb, nicht jeder Gegner wird sofort besiegt und bei manchen Rätseln braucht man vielleicht sogar Hilfe von anderen, um sie zu lösen. Videospiele lehren Kinder so nicht nur, wie man mit Niederlagen umgeht, sondern auch, dass manches im Leben nicht beim ersten Versuch klappt.
5. Fördert das Führungspotential
Der direkte Wettbewerb mit anderen ist nicht alles im Leben. Schließlich muss man nicht jede Herausforderung alleine meistern. Viel häufiger arbeitet man mit anderen in einem Team zusammen. Besonders Multi-Player lehren Kinder früh, wie man eine Führungsposition einnimmt oder zum Wohle des Team eine andere Rolle einnimmt. So lernt der Gamer die eigenen Fähigkeiten besser kennen und schätzen, versteht zu führen oder sich unterzuordnen und erkennt, wie wichtig wirklich jede Position in einem Teamgefüge ist.
Auf die Dosis kommt es an
Obwohl Videospiele sich positiv auf die Entwicklung eines Kindes auswirken können, heißt es nicht, dass es täglich Stunden vor PC oder Konsole verbringen soll. Es ist daher wichtig, zeitliche Regeln für das Kind festzulegen. Diese sollten aber nicht starr sein. Warum? Ein Spiel wie Fortnite ist nicht so aufgebaut, dass man es nach exakt nach 30 Minuten oder einer Stunde beenden kann. Fortnite ist ein dynamisches Spiel, dass nicht nach festen Zeiten funktioniert. Es ist daher für das Kind sehr frustrierend, wenn es mitten in einer Mission aufhören muss. Bei dieser Art von Spiel ist es daher besser, wenn man beispielsweise die Anzahl der Versuche bzw. Missionen am Tag limitiert. Sonst muss das Kind am nächsten Tag seinen Freunden erklären, warum es mitten im Game die anderen im Stich gelassen hat.
Spielen Sie selbst!
Um zu verstehen, wie das Lieblingsspiel des eigenen Nachwuchses aufgebaut ist und ob es sich dabei um ein dynamisches Game handelt oder nicht, empfiehlt es sich, das Spiel selbst auszuprobieren. Setzen Sie sich daher mit Ihrem Kind vor PC oder Konsole und lassen Sie es sich zeigen. So erfahren Sie nicht nur, wie das Game funktioniert, sondern auch, was Ihr Kind daran fasziniert. Damit ist das Videospiel kein abstrakter Zeitfresser mehr, sondern Inhalt des gemeinsamen Gesprächsstoffs und vielleicht sogar eine mögliche gemeinsame Leidenschaft.